3 Grundverhaltensweisen die einen guten Herdenschutzhund ausmachen.
1. Wachsamkeit, bedeutet die Fähigkeit haben, sich an andere Tiere zu binden.
2. Zuverlässigkeit, Hund zeigt friedliches Verhalten gegenüber anderen Tieren
3. Schutzverhalten, um auf aussergewöhnliche Ereignisse mit Bellen zu reagieren.
Worauf kommts an ?
Optimal ist es, wenn der Welpe von Eltern stammt, die seit mehreren Generationen an der Herde arbeiten. Somit erhöht sich die Sicherheit einen brauchbaren Hund zu erhalten und die Ausbildung ohne größere Probleme abläuft.
Herdenschutzhunde aus Arbeitslinien werden im Stall bei den Tieren geboren. Auch der noch blinde Welpe lernt Nutztiere bereits durch den Geruch kennen. Im Alter bis zur ca.8 Wochen wird der Welpe von Eltern und Geschwister auf die eigene Art geprägt. Von der 8. bis ca. 12. Woche wird er auf zweite Sozialpartner sozialisiert.
In der 8- 16 Woche entwickelt sich die Wachsamkeit, in dieser Zeit muß der Welpe hauptsächlich Kontakt zu seinen Nutztieren haben. Dominanz, Unterwerfung, Futterbetteln oder Spiel werden seinem neuen Sozialpartner ( Vieh ) gegenüber gezeigt, genauso wie er es gegenüber Eltern und Geschwister aufzeigen würde. So mit entsteht die Grundlage für das gesamte soziale Verhalten.
Ab dem 4.- 5. Monat ( Jugendphase ) wird das soziale Verhalten verstärkt und gefestigt. Der Hund verbleibt die ganze Zeit in der Herde und hat weder Kontakt mit anderen Menschen oder fremden Hunden. In dieser Phase werden Fehlverhalten wie verlassen der Herde, zu Menschenscheu, zu Menschentreu, oder herumstreunen sofort korriegiert.
Aurora und Schaf Lulu beim "Erste Hilfe Lehrgang
Mit 6- 12 Monaten ist der Hund nun fast Erwachsen und es ist wichtig, das ganz klar vom jugendlichen Verhalten unterschieden wird, das heißt, die Entstehung vom potentiell gefährlichem Verhalten ( scheuchen, knabbern, beißen ) muß unterdrückt werden. Verhindert man dieses Verhalten nicht, werden Fehler sehr schnell zur Gewohnheit und sind dann sehr schwer zu korrigieren.
Suchspiel, wer findet den Hund ?
Ab dem 12. Lebensmonat beginnt das fürsorgliche Schutzverhalten, seine Herde wird als Familie angesehen und alles was nicht in seine normale Erfahrungswelt passt, wird angebellt.
Häufig gestellte Fragen
1. Können auch wir, unsere Nutztiere durch einen HSH schützen ?
Ja, solange an der Weide keine direkten Nachbarn wohnen, die durch Hundegebell gestört werden könnten. Wanderwege an der Weide stellen keine Gefahr da, event. könnten zwei parallel gesetzte Elektro Zäune als Übersprungschutz gestellt werden. Bei Nähe zu Ortschaften sollte die Möglichkeit bestehen Hunde und Tiere Nachts einzustallen. Denn besonders im dunkelen wird der Wachinstinkt der Hunde geweckt.
2. Wie viel Zeit nimmt die Ausbildung in Anspruch ?
Man sollte damit rechnen das besonders die ersten 1, 5 Jahre ziemlich Zeitintensiv sind, in dieser Zeit sollte der Herdenschutzhund so wenig wie möglich zwischen den Tieren alleine verweilen, da sonst Fehler nicht erkannt und korrigiert werden können. HSH sind Spätzünder, im Alter von 2- 3 Jahren sind die Hunde dann fertig ausgereift.
3. Wie groß sollte die jeweilige zu bewachende Fläche sein ?
Besonders wichtig für Geflügelhalter. HSH sind sehr Beweidungsfreudig, bekommen sie nicht genügend Freilauf und Fläche die sie bewachen dürfen, schlägt ihnen das schnell aufs Gemüt. Dauerklefferei und ein Schickanieren der ihnen anvertrauten Tiere können die Folge sein. Die tatsächliche Größe des Grundstücks sollte deshalb mindestens 3500 - 4000 m² betragen.
4. Für welche Rasse soll ich mich entscheiden ?
Im dicht besiedelten Deutschland wird sich meist für Südländische Rassen wie Maremmano oder der Französische Pyrenäenberghund entschieden, die dafür bekannt sind eine höhere Reizschwelle als die Osteuropäischen Rassen wie z.B. der Kaukasische Owtscharka zu besitzen. Es gibt allerdings schon viele Nutztierbesitzer die Kaukasen oder den Türkischen Kangal ohne Zwischenfälle an ihren Herden zu arbeiten haben.
4. Darf es auch Hund aus Hausaufzucht sein ?
Herdenschutzhunde sind selbst denkende und selbst entscheidene Hunde, es ist deshalb schwer, den Lebensweg vorzuplanen. Grundsätzlich ist es aber möglich, wenn ein Welpe ab der 8. Lebenswoche bis zur 16. Lebenswoche an Nutztiere sozialisiert wird. Allerdings muß man dazu sagen, das viele Welpen mit 8. Wochen meist schon sehr an den Menschen gewöhnt sind, was die Ausbildung deutlich erschwert, ausserdem haben sie anders wie aus Arbeitslinien stammende Welpen noch nicht den richtigen Umgang am Nutztier erlernt. Soll es also 100 Prozentig klappen, sollte man sich für einen Hund aus Arbeitslinien entscheiden, aber auch hier sollte geschaut werden ob die Eltern tatsächlich "Sauber" an der Herde arbeiten und Welpen tatsächlich direkt in der Herde geboren worden sind.
5. Wäre auch ein Hund aus dem Tierschutz möglich ?
Es gibt bereits mehrer Schäfer bei denen Herdenschutzhunde aus dem Tierheim erfolgreich an der Herde arbeiten.
6. Wie viele Herdenschutzhunde sollte ich halten ?
HSH haben einen weniger ausgeprägten Jagdtrieb, dafür aber einen erhöten Spieltrieb. Es sollten deshalb also immer mind. 2 Hunde sein, ansonsten wird der Spieltrieb am Vieh ausgelassen. Weiter rechnet man pro 100 Nutztiere mit jeweils 2 Hunden.
7. Sollten es Geschwisterhunde sein ?
Gleich alte Hunde, bedeutet man hält meist gleich starke Hunde. Es passiert oft das solche Hunde die Rangordnung nicht geklärt bekommen, ewige Beissereien und sogar ein trennen der Herde ( jeder Hund passt dann auf seine eigene Gruppe Tiere auf ) sind Vorprogramiert. Wenn man wenig Fläche zur Verfügung hat und nicht die Möglichkeit hat solche Hunde zu trennen sollte man keine Geschwisterhunde wählen.
8. Rüden oder Hündinnen ?
Halte ich einen Rüden und Hündin zusammen, muß ich die Möglichkeit haben, um ein ungewolltes Belegen der Hündin zu Vermeiden, DEN RÜDEN ( nie die Hündin ) zu trennen. Desweiteren ist es möglich mehrere Rüden an der Herde zu halten. Es sollten NIEMALS mehrere Hündinnen zusammen in einer Herde laufen, da sie sich oft bis zum Tod Massakrieren würden und auch Welpen der Gegnerin töten. Ebenfalls sind Kastrierte Rüden möglich, Test in der Schweiz haben gezeigt, das sich eine Kastration nicht negativ auf den Wachinstinkt auswirkt.
Beginne ich den Herdenschutz neu, sollte man als erst Hund einen Rüden wählen. Es ist am einfachsten mit ihm zu beginnen und als Mentor für Nachfolgende Hunde auszubilden.
9. Ernährung eines HSH
Herdenschutzhunde wurden über Jahrhunderte dazu erzogen, wenig und Energiearm ernährt zu werden. Das Futter sollte Energiearm sein, also um die 20 % betragen. Auch frisch Fleisch kann verfüttert werden. Das hierdurch ein Übergriff auf Nutztiere entsteht ist nicht korrekt. Unsere Hunde ziehen dem Frischfleisch allerdings ein trockenes Brot vor.